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Fußball
Trinken während sportlicher Betätigung
Während körperlicher Belastung steigt die Körpertemperatur wegen der im Rahmen der Energiebereitstellung anfallenden Wärmeenergie an. Sie kann im Extremfall 40 - 41° C erreichen. Dies hat eine Zunahme der Herz-Kreislaufbelastung zur Folge, es kommt aber auch zu einem rascheren Aufbrauch der in der Muskulatur gespeicherten Kohlenhydrate (= Muskelglykogen) und damit zur vorzeitigen Ermüdung. Der negative Einfluß auf die Elektrolytverteilung in der Muskelzelle ist ebenso leistungslimitierend. Der wesentliche Mechanismus des Wärmeabtransports aus dem Organismus ist die Verdunstung von Schweiß (=Verdunstungskälte). Notwendig ist dazu eine erhöhte Hautdurchblutung. Unter Hitzebedingungen ist dem Anstieg der Körpertemperatur schwieriger entgegenzuwirken als in der Kälte. Prinzipiell muß der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen sein, um ausreichende Hautdurchblutung und Schweißbildung zu ermöglichen.
Wird die durch den Schweiß verlorengegangene Flüssigkeit nicht adäquat ersetzt, kommt es zur Dehydratation (= Flüssigkeitsverlust im Körper) und einem weiteren Anstieg der Körpertemperatur (= Hyperthermie). Erstes Anzeichen eines Wasserdefizites ist der Durst, der sich schon bei einem 2-prozentigen Flüssigkeitsverlust massiv einstellt. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, daß der Flüssigkeitsersatz, der gleich der Schweißrate ist, bezüglich der Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit effektiver wirkt als bei fehlendem oder nur teilweisem Ersatz.
Die Schweißrate kann unter Hitzebedingungen sicherlich 1 bis 1,5 Liter pro Stunde ausmachen und damit beim 70 kg schweren Fußballer zu einer Dehydratation führen, die 3% des Körpergewichts beträgt. Je nach Jahreszeit und Umgebungsbedingungen sind höhere Schweißraten außerdem möglich
Folgen des Flüssigkeitsverlustes
Die Dehydratation wird aufgrund einer Bluteindickung auf jeden Fall zu einer verschlechterten Hautdurchblutung führen. Damit kann die bei Muskelarbeit anfallende Wärme nur noch erschwert über die Haut durch Verdunstung an die Umgebung abgegeben werden. Ein weiterer Anstieg der Körpertemperatur ist die Folge, wobei sich bei 1-prozentigem Verlust des Körpergewichts durch Dehydratation die Körpertemperatur um bis zu 0,3° C erhöht. Gleichzeitig kommt es zu einem Abfall des Herzzeitvolumens (= transportierte Blutmenge pro Zeiteinheit), so daß weniger Sauerstoff über das Blut zu den arbeitenden Muskeln gebracht wird. Der Körpertemperatur-Anstieg hat eine überproportional hohe Zunahme der energiebereitstellenden Prozesse zur Folge, zusätzlich wird es durch die schlechtere Sauerstoffversorgung zu einer vorzeitigen Übersäuerung der Muskeln kommen. Die maximale Leistungsfähigkeit ist reduziert, Muskelkrämpfe werden häufiger, die Verletzungsanfälligkeit übersäuerter Muskeln ist erhöht. Hoher Flüssigkeitsverlust kann demzufolge eine Ursache sein, wenn es bei warmen, eigentlich angenehmen Umgebungsbedingungen in der 80. Minute zum Muskelfaserriß kommt. Ein starker Flüssigkeitsverlust kann aber auch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen führen, z.B. zu Thrombosen. Und es kann jeder gefährdet sein, nicht nur der vielleicht weniger konditionsstarke AH-Fußballer. Unter Hitzebedingungen stellt der Hitzschlag eine mögliche, schwerwiegende Komplikation dar. Bei schwül-warmer Witterung ist die Gefahr einer Komplikation am größten.
In der Untersuchung von Coyle und Montain 1992 wurden einmal 20 %, 5o % und 8o % des Schweißverlustes bei einer Belastung unter warmen Umgebungsbedingungen (33° C, 5o % relative Luftfeuchtigkeit) durch eine entsprechende Trinkmenge ersetzt. Das Körpergewicht reduzierte sich, wenn nicht getrunken wurde um 4% (beim 70 kg schweren Sportler um 2,8 kg), bei Flüssigkeitszufuhr in Abhängigkeit von der Menge um 3 % bzw. 2 % bzw. 1 %. Der Anstieg der Körperkerntemperatur führte zum Anstieg der Herzfrequenz. Ein Liter Schweißverlust bedeutet dabei bereits einen Anstieg um 8 Herzschläge pro Minute, je mehr getrunken wurde, um so niedriger fiel der Herzfrequenzanstieg und damit die Belastung des Herz- und Kreislaufsystems aus. Der subjektive Anstrengungsgrad nahm mit Zunahme der Trinkmenge ebenfalls deutlich ab
Flüssigkeitszufuhr
1. Halbzeit: 100-200 ml nach ca. 20 min
Halbzeitpause: 200-400 ml
2. Halbzeit: 100-200 ml nach ca. 20 min
oder
100-200 ml nach 15 und 30 min
Gesamttrinkmenge pro Spieler: 400 - 1000 ml
Für den Fußballer sollte die Flüssigkeitszufuhr während langer Belastungen im Training und im Wettkampf Selbstverständlichkeit sein. Bei heißer Witterung sollte auch während des Spieles getrunken werden, ansonsten während der Halbzeitpause und nach Beendigung des Spieles. Erfahrungsgemäß wird die Trinkmenge eher klein sein und den Schweißverlust kaum vollständig ersetzen, während des Spieles liegt sie bei l00 bis 200 ml, in der Halbzeitpause bei 200 bis 400 ml. Größere Trinkmengen führen eher zu einem Unwohlsein seitens des Magen-Darm-Traktes.
Unter Hitzebedingungen (20 bis 35° C) steht die Zufuhr von Mineralwasser eindeutig im Vordergrund, sinnvoll ist jedoch der Zusatz von Kohlenhydraten (z.B.: Maltodextrin), wobei eine 6 - 8-prozentige Lösung optimal erscheint. Übrigens ist das bei den Fußballern durchaus beliebte Apfelsaftschorle ein geeignetes Getränk, eignet sich aber vielleicht mehr zur Flüssigkeitssubstitution nach dem Spiel, alkoholische Getränke sollten hier keine Rolle spielen. Durch den Kohlenhydratzusatz im Wettkampfgetränk wird die Ermüdung hinausgezögert und die Konzentrationsfähigkeit erhöht, weil der normalerweise während der Belastung stetig abfallende Blutzuckerspiegel durch die im Getränk zugeführten Kohlenhydrate aufrecht erhalten werden kann. Nach dem Wettkampf oder dem Training sorgen sofort aufgenommene Kohlenhydrate für eine rasche Wiederauffüllung der Kohlenhydratdepots der Muskulatur, welche für einen raschen Energiefluß bei allen hochintensiven Läufen des Fußballers unerläßlich sind. Die Resynthese des Glykogen erfolgt nämlich bis zwei Stunden nach der Belastung sehr schnell, danach weitaus langsamer. Manch einer kann nach einem Spiel/Belastung keine feste Nahrung aufnehmen, sehr wohl kann er aber trinken. Trotz eines Mineralienverlustes und gerade auch Kochsalzverlustes im Schweiß ist der Zusatz von "Salztabletten" zu den Getränken bei Fußballspielern auf keinen Fall notwendig. Sie kann zu Erbrechen und Übelkeit führen, weil die zelluläre Dehydratation verstärkt wird. Es empfiehlt sich jedoch ein magnesiumhaltiges Mineralwasser zu verwenden, in welchem der Magnesiumgehalt nahe bei oder über l00 mg/l liegen sollte. Magnesium ist an zahlreichen energiebereitstellenden Reaktionen beteiligt, ein Mangel führt daher häufig zum Auftreten von Muskelkrämpfen.
Unter Kältebedingungen (0 bis 10° C) ist die Schweißbildung zum Abkühlen des Körpers unter sportlichen Belastungen etwas weniger relevant, da andere Mechanismen (Wärmeleitung) mehr in den Vordergrund treten. Unverändert wichtig aber bleibt der Energieersatz, wobei jetzt auf alle Fälle 8-prozentige kohlenhydrathaltige Getränke verwandt werden sollen.
Es ist in jedem Falle darauf zu achten, daß die Getränke nicht zu kalt aufgenommen werden, um Magen-Darm-Probleme zu vermeiden. Gerade bei Hitze sollte auf dem Sportplatz ein Getränkekübel aufgestellt sein, um zwischendurch trinken zu können. Stellen sich bei einem Spieler erkennbare Zeichen des Flüssigkeitsmangels ein, sollte er ausgewechselt bzw. die Belastung abgebrochen werden, bei Zeichen der Erschöpfung ist der Spieler im Schatten flach zu lagern, die Haut ist zu befeuchten und mit Handtüchern ist Wind zu erzeugen. Während eines Spiels eignet sich der Schluck aus der Radfahrerflasche, die von der Bank den Spielern zugeworfen werden kann. In der Halbzeitpause hat der Mannschaftsbetreuer als erstes für Getränke zu sorgen, und zwar im Winter wie im Sommer. Oft wird es besser sein, man nimmt das vertraute Getränk von zu Hause mit, bevor man vom Gutdünken des Gegners abhängig wird. Die gemachten Angaben sollten nicht erst bei den aktiven Mannschaften, sondern bereits im jugendbereich berücksichtigt und als Selbstverständlichkeit eingeführt werden.