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Fußball
Knochenhaut-Entzündung
Die Knochenhaut-Entzündung am Schienbein gehört zu den schmerzhaftesten Sportverletzungen und kann eine Ausübung von Wettkampf oder Training unmöglich machen.
Sie tritt meistens im unteren bis mittleren Drittel der Schienbein-Innenseite auf und entsteht vor allem infolge Überlastung, übermüdeter Unterschenkelmuskulatur oder aber auch nach Tragen von "falschem" Schuhwerk oder Einlagen.
Die tiefe Wadenmuskulatur an der Rückseite des Schienbeins ist dabei meist verspannt und kann sich nicht mehr erholen, d.h. entspannen.
Wenn bereits beim normalen Gehen Schmerzen auftreten, ist ein absolutes Trainingsverbot zwingend notwendig.
Symptome
Charakteristisch sind starke Schmerzen an der vorderen und inneren Schienbeinkante während bzw. nach schnellem Antritt, Lauf oder Sprüngen. Typisch ist auch der Schmerz in diesem Bereich beim Aufstehen am Morgen.
Gehen auf Zehenspitzen ist nahezu unmöglich. Weitere Symptome: erheblicher Druckschmerz, u.U. Berührungsschmerz, deutliche Schwellung. Bereits ein leichter Druck mit dem Finger auf die betroffene Region hinterläßt kurzzeitig einen Eindruck (Delle), ebenso der mit elastischen Fasern versehene Socken oder Stutzenrand.
Bei akuten Entzündungen kann der betroffene Sportler keinen Strumpf, Stutzen oder Schienbeinschoner mehr tragen, weil allein die Berührung mit den eng anliegenden Teilen schmerzhaft ist. Auch die tiefe Wadenmuskulatur reagiert empfindlich auf Druck.
Ursachen
Die Knochenhaut-Entzündung kann traumatische Ursachen (Tritt oder Schlag) haben, sie entwickelt sich aber auch infolge Überlastung, falschen Laufstils sowie beim Tragen von "falschem" Schuhwerk, nicht fußgerechtem Fußbett oder nicht sorgfältig genug angefertigten, nicht passenden Einlagen.
Eine Überlastung der Unterschenkelmuskulatur und Schienbein-Knochenhaut wird hervorgerufen durch einseitiges und zu intensives Training (z.B. auf ansteigenden Strecken), durch ungewohntes, zu langes Training auf harten Böden (Asphalt, Tartan, Beton) oder bei zu langen Stollen oder Spikes oder zu weich gedämpfte Sportschuhen.
Erstversorgung
Leichte Druckbandagen mit "Hot-Ice". Oder: Eisbrei in einem Stutzen anfertigen, an die Verletzung anmodellieren und mit einem nassen Handtuch umhüllen. Die Packung mit einer Idealbinde (Kurzzugbinde) an den hochgelagerten Unterschenkel wickeln, 20 Minuten lang kühlen. Diese Therapie 3- oder 4x wiederholen.
Danach Salbenverbände mit z.B. profelan® salbe, anlegen. Für die Nacht wird ein Umschlag mit z.B. einer kühlschrank-kalten Heilerde-Packung oder ein Salbenverband empfohlen.
Nachversorgung
Tagsüber sollten entstauende Maßnahmen vorgenommen werden: In Eiswasser (Hot-Ice) getränkte Idealbinden von der Fußspitze über das Sprunggelenk bis zur Kniekehle anlegen. Den Verband ggf. von außen mit Eiswasser nachkühlen. Den Fuß bequem hochlagern. Der Fuß befindet sich dabei deutlich über dem Körpermittelpunkt.
Zum Beispiel:
man legt sich auf den Boden und plaziert den Fuß auf einen Stuhl. Die anschließende Übung besteht darin, die Fußspitze zum Körper heranzuziehen. Diese Fußstellung 7 Sekunden halten, anschließend entspannen und 10 Sekunden pausieren! Die Übung wird 10mal wiederholt, mit nachfolgender 2minütiger Pause. Insgesamt werden 5 Serien empfohlen.
Anschließend wird der ganze Fuß und der Unterschenkel mit Franzbranntwein eingerieben und über das Knie bis zum Oberschenkel großflächig mit beiden Händen in Richtung Herz ausgestrichen.
An den nächsten 3 oder 4 Tagen sollte ein leichter Druckverband angelegt werden. Dabei sollte auf die verletzte Stelle ein mit Spolera getränktes Stück Schaumgummi gelegt und mit einer feucht-kalten Idealbinde (8 cm breit) aus dem Kühlschrank unter leichtem Zug umwickelt werden. Zusätzlich werden Einreibungen der entzündeten Knochenhaut mit z.B. Kupfer-Quarz-Rosmarin-Tinktur empfohlen. Oder auch Unterschenkelbäder (15 Minuten).
Bestmögliche Schuh- und Einlagenversorgung hilft beim Heilungsprozeß. Die Schuhe sollten über eine feste Fersenkappe und möglichst gut dämpfende, nicht zu weiche Schuhsohlen verfügen. Möglich wäre auch: eine Zwischenschicht Moosgummi am Absatz anbringen.
Vorbeugung
Das Tragen von Schienbeinschützern sollte für Fußballspieler Pflicht sein.
Regelmäßige Dehnübungen der gesamten Beinmuskulatur, vor allem aber der Wadenmuskulatur.
Möglichst nur auf weichen Böden trainieren und spielen, Spikes und Stollenschuhe sparsam verwenden. Fußballspieler sollten möglichst nur mit Noppenschuhen trainieren, Leichtathleten Spikes nur bei Sprinttraining auf Tartan benutzen und dabei häufiges Kurvenlaufen vermeiden.
Abzuraten ist von einem abrupten Bodenwechsel: z.B. Fußballtraining auf dem Rasen und danach Lauftraining auf einer Tartanbahn. Muskeln, vor allem der gut trainierten Sportler, sind so sehr sensibilisiert und "angepaßt", daß sie auf einen abrupten Bodenwechsel empfindlich mit Verspannungen reagieren, und damit die Entwicklung einer Knochenhautentzündung am Schienbein gefördert wird.
Tip:
- Mit Boden- und Schuhwechsel sollte der Sportler sehr vorsichtig umgehen.
- Nach intensiver und einseitiger Trainingsbelastung werden z.B. auch Wechselbäder der Unterschenkelmuskulatur empfohlen: Beine bis in Kniehöhe 2 Minuten lang in warmes Wasser (ca. 36 - 38°C) tauchen, anschließend 15 Sekunden unter kaltes Leitungswasser halten. 5 - 6 Wiederholungen. Dem warmen Wasser kann ein Badezusatz beigegeben werden.
- Laufstil ändern: Nach Abklingen der Beschwerden ist es wichtig, seinen Laufstil und sein Gangbild im Spiegel oder über eine Videoaufzeichnung zu kontrollieren oder am besten vom Trainer oder Physiotherapeuten überprüfen lassen und ggf. ändern.
- Regel: die Fußspitzen nie seitwärts nach innen oder außen aufsetzen, sondern möglichst so auftreten, daß die Fußspitze streng nach vorne weist. Der Fuß tritt sonst stoßmäßig und nicht mehr federnd auf, was die Muskulatur und die Gelenke unnötig belastet und in ihrer Funktion stört. Außerdem verliert der Fuß viel Energie und Dynamik. Besonders gefährdet sind Sportler mit hohem Rist (Hohlfuß).
Bei wiederkehrenden, anhaltenden Beschwerden sollte der Arzt aufgesucht werden! Durch einen Fachmann muß festgestellt werden, ob die Ursache für die Beschwerden am Schienbein selbst zu finden ist (z.B. auch an einen Ermüdungsbruch denken) oder etwa auch im Bereich des lumbosacralen Übergangs (Übergang Lendenwirbelsäule-Kreuzbein) zu finden ist.