Copyright © 2024 DJK Falke Nürnberg e.V. - Sudetendeutsche Str. 60 - 90480 Nürnberg
DJK Falke Nürnberg e.V.
Fußball
Kniegelenksverletzung
Kein anderes Gelenk des Menschen wird beim Sport mehr belastet als das Knie. Es muß immense Druckbelastungen aushalten und enorme Kräfte umsetzen. Gerade der untrainierte Freizeit- aber auch der Profisportler ist bei extremen Belastungen verletzungsgefährdet. Kniegelenks-Verletzungen weisen in wohl allen Sportarten eine zunehmende Tendenz auf. Besonders im Fußball, im Skisport, aber auch in anderen Sportarten kommt es immer häufiger zu schweren Verletzungen, denken wir beispielsweise an die Häufigkeit von Kreuzbandrissen.
Das Knie ist ein hochkompliziertes Gelenk, das geeignet ist - u.U. sogar gleichzeitig - Roll-, Gleit- und Rotationsbewegungen auszuführen. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten der Verletzungen: Betroffen sein können Innen- und Außenbänder, Kreuzbänder, Gelenkkapsel, Gelenkknorpel, die Kniescheibe (Patella), Kniescheibensehne (Patellasehne). oder auch die Innen- und Außenmenisken. Der Meniskus ist ein halbmondförmiges, knorpeliges Gebilde. In jedem Kniegelenk befindet sich innen und außen jeweils ein Meniskus. Die Menisken verteilen und übertragen die Last, stabilisieren das Gelenk und schmieren und ernähren den Gelenkknorpel. Das Kniegelenk ist, wie alle Gelenkflächen, von Knorpel überzogen. Die Knorpelsubstanz vermindert die Reibung und dämpft die Bewegungen.
Generell gilt bei Kniegelenks-Verletzungen: so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen!
Symptome
Je nach Verletzung tritt ein mehr oder weniger heftiger Schmerz im Bereich des Gelenkinneren, des Kapsel-Band-Apparates, in der Kniekehle oder im Bereich der Kniescheibe auf. Möglich ist auch eine Gelenkblockade oder das Gefühl einer Instabilität des Kniegelenks (giving way). Häufig folgt eine Schwellung mit einem zunehmenden, manchmal massiven Druckgefühl.
Auch wenn der Schmerz schon bald nach der Verletzung nachläßt, sollte eine Kniegelenks-Verletzung niemals unterschätzt werden. Ein Innenbandriss beispielsweise ist sehr schmerzhaft. Dennoch: nach wenigen Minuten hat man manchmal schon den Eindruck, es wäre gar nichts Ernstes passiert.
Bei Meniskusverletzungen fallen oft mechanische Blockaden, ein Schnappen oder Knacksen auf. Die Schmerzen sind, je nach verletztem Meniskus, innen oder außen am Kniegelenk lokalisiert. Weitere Anzeichen einer Meniskusverletzung können ein Gefühl der Instabilität, Schwellung und ein Gelenkerguss sein.
Bei Knorpelverletzungen hat der Verletzte im Kniegelenk Schmerzen, auch wenn er es nicht belastet. Das Kniegelenk lässt sich nicht voll bewegen. Manchmal nehmen die Schmerzen und der Gelenkerguss nach einigen schmerzfreien Tagen wieder zu. Oft überlagern die Anzeichen anderer Knieverletzungen diese nicht eindeutigen Symptome
Ursache
Grund für Knieverletzungen sind neben gewaltsamen, mechanischen Einwirkungen von außen, wie Tritt, Schlag oder Sturz, gerade im Freizeitsport oftmals konditionelle Defizite. Viele Hobbysportler überschätzen sich und ihre Kräfte und sind dadurch stärker gefährdet als der durchtrainierte Profi. Mit zunehmender Ermüdung der Muskulatur steigt die Verletzungsgefahr. Kommt es dann zu einer kritischen Situation wie z.B. beim Preßschlag oder Tackling, "greifen" die Muskeln nicht wie notwendig, und die Bänder allein können das Gelenk oft nicht mehr stabil halten, weil die Kraftmomente zu groß sind. So ist es möglich, daß ein Kreuzband in vollem Lauf ohne Einwirkung von außen reißt.
Meniskusverletzungen treten bei einer Kombination von Druckbelastung und Drehbewegung auf. Viele Meniskusschäden entstehen auf Grund von Verschleißerkrankungen.
Schäden am Knorpel entstehen häufig durch abrupte Stöße oder in Zusammenhang mit anderen Knieverletzungen. Sie reichen von Prellungen bis hin zu Absprengungen von Knorpel- und/oder Knochenanteilen
Die Zunahme von Knieverletzungen im Fußball ist darauf zurückzuführen, daß diese Sportart vor allem im Profibereich immer höhere athletische Aspekte aufweist.
Erstversorgung
Bis ein Arzt erreichbar ist, der die Diagnose erstellt und die weitere Behandlung übernimmt, empfiehlt sich trotz der Vielfalt der Verletzungsmöglichkeiten folgende Vorgehensweise: Das Kniegelenk niemals gegen einen Widerstand beugen oder strecken! Das verletzte Knie in schmerzfreier Stellung möglichst in leichter Beugung über dem Körpermittelpunkt hochlagern.
Mit "Hot-Ice" oder Eisbrei kühlen und unter leichter Kompression (eiswassergetränkten Schwamm oder Schaumgummi unterlegen) umwickeln. Die Verbände sollten großflächig angelegt werden - von der Mitte des Unterschenkels bis zur Mitte des Oberschenkels. Wichtig ist eine vollkommene Ummantelung des Kniegelenks und eine gleichbleibende Kühlung des gesamten Gelenks. Es darf weder zu einer Unterkühlung noch zu einer Überwärmung kommen. Eine gleichmäßige Abkühlung ist das Ziel.
Wichtig - den Verband nicht zu eng anlegen, das Gelenk nicht "abschnüren", da es sonst zu einem Venen- und Lymphstau und dann zu einer Schwellung im Unterschenkelbereich kommen kann.
Auf keinen Fall darf der Verband mit einer Plastikfolie umwickelt werden, da sonst die Wärmeableitung behindert wird!
Nach ca. 3 Stunden intensiver und ununterbrochener Kühlung kann mit Salbenverbänden begonnen werden. Grundsätzlich gilt: Bei Kniegelenks-Verletzungen mit Hautschädigungen wie Schürf- oder Rißwunden muß die Haut zuerst versorgt werden, um einer Infektion vorzubeugen.
Hierzu gibt es eine Reihe geeigneter Mittel, die auf die offene Wunde aufgetragen werden. Falls keines dieser Mittel zur Hand ist, kann die Wunde vor dem Anlegen eines Verbandes auch mit frischem, klarem Wasser (nicht unter hartem Wasserstrahl) ausgespült und gereinigt werden. Niemals eine Wunde mit einem feuchten Tuch oder Watte ausreiben oder mit einer Plastikfolie abdecken.
Nachversorgung
Nach Kühlung des Gelenks werden Salbenverbände (z.B. mit profelan® salbe, ) angelegt. Die Salbe wird mit einem Spatel großflächig etwa 2 mm dick auf das verletzte Gelenk aufgetragen, mit angefeuchtetem Verbandsmull abgedeckt und mit leichtem Druck umwickelt. Oder man schneidet sich ein Stück Verbandswatte von gewünschter Größe, feuchtet den Salbenträger mit Wasser an und streicht mit einem Holzspatel die Salbe darauf. Auf die verletzte Region legen und anwickeln. Die Verbände sollten alle 8 Stunden erneuert werden.
Medikamente
Wenn möglich, sollte bis zur Untersuchung beim Arzt auf die Einnahme von Schmerzmitteln verzichtet werden, da eine Schmerzbeschreibung des Patienten bei der Diagnose-Erstellung hilfreich ist.
Ruhigstellung durch Gips und Winkelschienen
Früher wurde einem Verletzten manchmal über 6 und mehr Wochen ein Gipsverband angelegt, normalerweise mindestens 14 Tage. Davon ist man immer mehr abgekommen. Wir stehen heute auf dem Standpunkt, daß die gewohnte Funktion so früh wie möglich nach Abklingen der Akutsymptomatik wieder aufgenommen werden sollte (frühfunktionelle Behandlung).
Heute gibt es andere Möglichkeiten der Ruhigstellung, die gleichzeitig eine kontrollierte Wiederaufnahme des Trainings unter Anleitung eines Physiotherapeuten ermöglichen: Durch das Tragen von verstellbaren Winkelschienen (z.B. Don-Joy-Schienen), kann ein verletztes Knie nahezu vollkommen geschützt und ruhig gestellt werden, oder je nach Verletzungsgrad und abhängig vom Heilungszustand die Beugung und Streckung stufenweise freigegeben werden.
Allerdings besteht hierbei die Gefahr, daß der leichtsinnige Patient die Schiene selbständig entfernt - sie wird nur über Klettverschlüsse fixiert - und z.B. unter die Dusche geht. Vorsicht, die Gefahr des Ausrutschens ist sehr groß!
Gips: Wenn auch die Indikation für einen Gipsverband aufgrund der Entwicklung hervorragender Verbandsmaterialien und Hilfsmittel zurückgegangen ist, so halten wir in Einzelfällen (z.B. Innenbandriss am Kniegelenk oder Syndesmosenriss oberhalb des Sprunggelenks u.a.) eine befristete (10 - 14 Tage), absolute Ruhigstellung im Gipsverband für sinnvoll. Durch die Ruhigstellung ist eine erste Verklebung der verletzten Bandstruktur in idealer Funktionsstellung möglich. Auf der einen Seite erzielen wir bessere Heilungserfolge, und auf der anderen Seite verliert der Verletzte nicht zu viel Muskelkraft (Muskelatrophie).
Nachbehandlung/Reha
Alle Knieverletzungen müssen gründlich auskuriert werden. Von einer Selbsttherapie mit Bleischuh und Kraftmaschinen zu Hause oder in Fitnesscentern wird abgeraten. Gerade nach Knieverletzungen sollte der Beginn des Rehabilitationstrainings (Reha-Trainings) grundsätzlich vom Arzt bestimmt und von einem erfahrenen Physiotherapeuten angeleitet und überwacht werden.
Selbst wenn das verletzte Kniegelenk wieder reizfrei ist, kein Bewegungsschmerz, keine Kapselschwellung, kein Erguß, keine Überwärmungen mehr auftreten, heißt noch lange nicht, daß das Gelenk voll belastet werden kann.
Zunächst ist einmal Sorge dafür zu tragen, daß die ursprüngliche Muskelkraft und etwa der ursprüngliche Muskelumfang durch geeignetes Training wieder hergestellt werden. Dazu orientieren wir uns an dem nicht verletzten Bein und messen den Umfang z.B. 10 und 20 cm oberhalb des oberen Patellarandes (Kniescheibenrandes) beider Oberschenkel.
Das Trainingsziel ist erst dann teilweise erreicht und damit die Einwilligung zum Lauftraining, wenn die Differenz zwischen geschwächter und gesunder Oberschenkelmuskulatur nur noch ½ cm beträgt. Zuvor kann aber mit Aqua-Jogging und Fahrradergometer-Training begonnen werden.
Nach den Rehabilitations-Übungen empfiehlt sich jeweils eine "Hot-Ice"-Behandlung, die man auch beim geringsten Verdacht auf Überlastung vornehmen sollte. Bei Wiederauftreten von Schmerzen sollte der Arzt konsultiert werden.
Der Schmerz ist ein natürliches Warnsignal des Körpers. Das Kriterium für die Trainings- oder Wettkampfaufnahmen ist neben oben Aufgeführtem auch, daß das Kniegelenk völlig schmerzfrei ist.
Wichtig:
Kniegelenksbandagen sollten nicht länger als unbedingt notwendig getragen werden. Ist das Gefühl der Kraft und Stabilität vollkommen wieder hergestellt, und das Vertrauen in das Gelenk zurückgewonnen, sollte auf die Unterstützung durch ein Hilfsmittel verzichtet werden.