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Fußball
Achillessehnen-Reizung
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne an der schwächsten Stelle des menschlichen Körpers. Sie dient als ca. 1½ - 2 cm breites elliptisches Band der Kraftübertragung vom Wadenmuskel auf das Fersenbein und muß immense Belastungen aushalten. Beim Turnen, Trampolinspringen oder Hochsprung oft bis zu einer Tonne, das 12- bis 15-fache des Körpergewichtes!
Die Achillessehne ist ständig "in Betrieb", da der Fuß das wohl am meisten strapazierte Organ ist. Die Belastung beginnt beim Aufstehen und endet erst, wenn man sich schlafen legt.
Die Achillessehne liegt in einem Gleitlager und ist im Gegensatz zu anderen Sehnen kaum geschützt. Sie wird nicht von Muskeln umhüllt. Für Sportler, die wie beim Fußball immer wieder in Zweikämpfe gehen müssen, ist das ein Handicap. Bei Leichtathleten, Turnern oder Tennisspielern, bei allen Sportarten, in denen über den Fuß explosiv Kraft entwickelt wird oder bei der Landung ein Vielfaches des Körpergewichtes aufgefangen werden muß, ist die Achillessehne extremen Belastungen ausgesetzt.
In Folge von Prellungen, Druck und Überbelastung kommt es an dieser Stelle leicht zu einer Reizung, seltener Entzündung (Achillodynie) des Gleitgewebes, das die Sehne umhüllt. Im schlimmsten Fall kann die Sehne unter Extrembelastung oder nach Vorschädigung auch reißen, was eine möglichst umgehende Operation unumgänglich macht. Bei akuten und chronischen Beschwerden wird auf jeden Fall eine ärztliche Untersuchung angeraten.
Symptome
Bei einer Reizung der Achillessehne, besser ihres Gleitlagers, verspürt man teilweise einen starken Bewegungsschmerz, vornehmlich beim Abrollen des Fußes. Vor allem beim Aufstehen am Morgen werden die ersten Schritte zur Qual. Die Schmerzen lassen bei weiterer Bewegung zwar nach, doch nach einer Bewegungspause treten die Symptome erneut auf. Der Reiz ist wieder da und wie durch "Sand im Getriebe" erhöht sich der Gleitwiederstand im Sehnenkanal. Das Gewebe entzündet sich, schwillt an, und es kann zu einer leichten Rötung der Haut kommen. Die Achillessehne wird am Sehnenansatz zunehmend druckempfindlich, und der Betroffene verspürt bei Bewegung des Fußes im Sehnenbereich manchmal ein Knirschen, etwa wie beim Formen eines Schneeballs.
Einen Anriß der Achillessehne realisiert man manchmal nicht, weil man unter Umständen sogar noch in der Lage ist, zu laufen. Man hat das Gefühl, daß irgendein stumpfer Gegenstand - etwa ein Stein - die Wade getroffen hat und vermutet im ersten Moment lediglich eine Prellung.
Ein kompletter Riß der Achillessehne ist relativ selten und geschieht in der Regel nur nach einer Vorschädigung. Sie kann aber beispielsweise auch beim Anschieben eines Autos passieren, wobei die Kräfte, die auf die Sehne wirken, besonders ungünstig sind. Bei einem Riß ist der Schmerz kurz und dumpf - man hört einen Knall, wie bei einem Peitschenschlag oder einem Pistolenschuß. Der Fuß läßt sich nicht mehr abrollen, doch man kann sich irgendwie noch hinkend fortbewegen. Reißt die Sehne, oder ist sie auch nur 20 % eingerissen, ist nach unserer Auffassung - bei Sportlern zumindest - eine Operation erforderlich, da eine konservative Behandlung wie Ruhigstellung durch eine Gipsverband kein befriedigendes Behandlungsergebnis erbringt.
Nach einer Operation muß die Sehne mehrere Wochen lang durch einen Gipsverband ruhiggestellt werden. Danach erfolgt ein meist 6-wöchiges Aufbautraining und nach etwa 3 Monaten ist der Patient in der Regel wieder sporttauglich.
Ursachen
Infolge Prellung oder Tritt (beim Fußball) auf den Achillessehnenbereich kann sich das Gleitgewebe des Sehnenkanals entzünden und anschwellen. Ablagerungen und Verklebungen können in der Folge zu einem chronischen Verlauf führen! Aber auch Extrembelastungen (Hochsprung, Turnen) und Überlastungen (z.B. Langstreckenlauf) oder Training auf harten, ungewohnten Böden, ein plötzlicher Bodenwechsel - von der Halle ins Freie oder umgekehrt - sowie eine verhärtete, verkürzte Wadenmuskulatur können eine Achillessehnen-Reizung verursachen.
Schlechtes und falsches Schuhwerk oder etwa chronischer Druck des hinteren Schuhrandes auf die Sehne begünstigen ebenfalls eine Reizung. Auch Fußdeformitäten (z.B. Knickfuß, Hohlfuß) oder eine veränderte Beinstatik (z.B. O- und X-Beine) können mitursächlich sein. Ja sogar Sportler, die Probleme im Bereich der Lendenwirbelsäule haben, sind anfälliger für eine Achillessehnen-Reizung.
Zu hohe Harnsäurewerte (der obere Grenzwert liegt bei 5,85 mg/dl!) und Cholesterinwerte (Normwert bis 240 mg/dl) können zu Ablagerungen im Bereich der Achillessehne führen und Reizungen verursachen. Schließlich muß man bei der Ursachenforschung auch an ein rheumatisches Geschehen (z.B. Morbus Bechterew) denken oder an einen Entzündungsherd (z.B. Zahnwurzelentzündung, Mandelentzündung).
Erstversorgung
Nach einem Schlag auf die Achillessehne muß sofort versucht werden, die auftretende Schwellung und die ebenfalls einsetzende Überwärmung einzudämmen bzw. abzuleiten. An den verletzten Fuß sollte sofort für die Dauer von 15 - 20 Minuten ein "Hot-Ice"-Verband mit einem eiswassergetränkten Schwamm und einer Idealbinde angelegt werden. Anschließend - nach 4 - 5 Minuten Pause - erneutes Anlegen des Verbandes. Die Behandlung 3 - 4 mal wiederholen. Den Verband während dieser Zeit immer wieder mit Eiswasser nässen. Notfalls kann man den Fuß zunächst auch in ein Kältebad stellen (z.B. in einen mit kaltem Wasser gefüllten Behälter - ggf. auch in einen Eimer).
Keine Eispackungen auf die Haut legen - sie würden die Durchblutung und damit den Sauerstoffnachschub der ohnehin eher schlecht versorgten Achillessehne weiter verschlechtern und den Heilungsprozeß stören.
Anschließend wird für 8 Stunden ein kühlender Salbenverband (z.B. mit profelan® salbe, ) angelegt: Salbe dick und großflächig auf das betroffene Gebiet aufstreichen, darüber eine gut angefeuchtete Verbandsmullkompresse legen und locker an die Achillessehne anwickeln.
Oder man schneidet sich ein Stück Verbandswatte oder Zemuco von gewünschter Größe, feuchtet Salbenträger mit Wasserspritzern an und streicht mit einem Holzspatel die jeweilige Salbe drauf. Diese Salbenkompresse wird auf die Achillessehne gelegt und angewickelt. Die Sehne wird geschont und entlastet.
Bei akuten und chronischen Reizungen einen Arzt aufsuchen.
Nachversorgung
Während der nächsten 2 - 3 Tage sollten 2x täglich, früh und abends, kalte Umschläge für etwa 20 - 30 Minuten angelegt werden. Den Verband angelegt lassen, bis kein Kältegefühl mehr empfunden wird. Zwischenzeitlich den Verband immer wieder mit der kalten Lösung nässen.
Für die Nacht empfiehlt sich eine möglichst kalte, am besten mehrere Stunden im Kühlschrank gekühlte Heilerdepackung, die wärmeregulierend auf das verletzte Gebiet einwirkt, da die Bettwärme für den Heilungsprozeß hinderlich ist. Tagsüber sollte auf das verletzte Gebiet mehrfach z.B. die entzündungshemmende Kupfer-Quarz-Rosmarin-Tinktur aufgetragen werden.
Tip:
Alternativ kann über Nacht auch eine Magerquark-Packung verwendet werden: ½ Pfund kalten Magerquark (aus dem Kühlschrank) dick auf die Verletzung auflegen, mit einer Haushaltsfolie abdecken, damit die Quarksubstanz feucht und elastisch bleibt, nicht hart wird und keine Reibung auf der Haut verursacht. Die Packung wird mit einem Handtuch umwickelt.
Als begleitende Maßnahmen empfehlen sich zur Muskelentspannung Stretching auf einer schiefen Ebene sowie Massagen der Waden-, Oberschenkel- und Lendenmuskulatur. Weitere Empfehlungen: Fußbäder mit Zusatz von z.B. Intradermi; Elektro-, Laser- und Ultraschulltherapie.
Tritt keine Linderung ein, gehört jede Achillessehnen-Reizung in die Hand eines erfahrenen Physiotherapeuten.
Wichtig ist vor allem eine baldige Einlagenversorgung bzw. ein Fußbett für die Sport- und Straßenschuhe, um die Statik zu optimieren und mögliche Mitursachen auszuschalten. Im akuten Fall hat sich die Unterlage eines Fersenkeils für 2 oder 3 Tage bewährt, der die Ferse um ca. 1 cm anhebt und dadurch die Spannung an der Sehne mindert. Der Keil sollte möglichst nicht länger als 3 Tage benutzt werden, da die Sehne sich wieder an eine normale Belastung gewöhnen muß.
Bei Schmerzen sollte eine Belastung der Achillessehne in Form von Lauftraining an den ersten Tagen nach der Verletzung unbedingt vermieden werden. Man kann auf andere schonende Trainingsmöglichkeiten ausweichen: Aqua-Jogging, das den Fuß nicht belastet, Schwimmen, Radfahren (Pedale nicht mit der Fußspitze treten) oder - unter Anleitung eines Physiotherapeuten - die Gelegenheit nutzen für ein Ganzkörpertraining (vor allem Schwachstellen bedenken!).
Die volle Belastbarkeit der Achillessehne wird meist schneller durch regelmäßige Dehnübungen (siehe Kapitel "warming up") wiedergewonnen. Dazu stellt man sich barfuß auf den Boden, drückt die Knie langsam nach vorne bis man eine Spannung in der Wade spürt (10 Sekunden lang).
Oder man mach einen Ausfallschritt mit dem verletzten Bein nach hinten. Das Kniegelenk wird dabei gestreckt gehalten. Das Kniegelenk des anderen Beines wird nun langsam nach vorn gedrückt - dabei bewegt sich der ganze Körper ebenfalls mit nach vorn - bis wieder eine Spannung in der Wade des verletzten Beines zu spüren ist. Wichtig ist dabei: Die Fersen müssen am Boden bleiben. Empfohlen: täglich 10 Wiederholungen, aber nur im schmerzfreien Bereich.
Sehr effektvoll läßt sich auf der "schiefen Ebene" (z.B. mit Hilfe von Telefonbüchern herzustellen) dehnen. Man stell sich mit beiden Füßen auf ein 40 x 50 cm großes Brett, das einen Neigungswinkel von 25 - 30° aufweist, wobei die Ferse tiefer steht als der Vorfuß. Die Dehnzeit kann bis zu 15 Minuten betragen. Anschließend empfiehlt es sich, für 5 Minuten in umgekehrter Richtung zu "entspannen".
Mit anfangs reduziertem Training sollte erst dann wieder begonnen werden, wenn keine Schmerzen mehr auftreten. Nach den jeweiligen Übungseinheiten den Achillessehnenbereich mit "Hot-Ice" kühlen und anschließend mit einem kühlenden Salbenverband (z.B. profelan® salbe, ) versorgen.
Beim Fußballtraining zunächst nur mit Noppenschuhen auf weichem Boden (Rasen) spielen, in der Leichtathletik so wenig wie möglich mit Spikes und auf hartem Untergrund oder Tartanböden trainieren. Unter dem Tartanbelag ist auf jeden Fall ein harter Unterboden, der die Erschütterung beim Laufen in den Körper reflektiert.
Abgeraten wird bei Achillessehnen-Problemen auch von Training auf weichem Sandboden (z.B. Strand). Die Ferse sinkt im Sand zu sehr ein, und im Moment des Abdrucks ist der Boden in sich nicht fest genug, der Vorfuß rutscht nach hinten. Das bedeutet eine erhebliche Mehrbelastung für die Sehne.
Vorbeugung
Fußballspielern mit Achillessehnen-Problemen wird empfohlen, möglichst nicht mit Stollenschuhen zu spielen.
Um die Achillessehne vor den Auswirkungen eines Trittes durch den Gegenspieler zu schützen, können in Training und Wettbewerb spezielle Schienbeinschützer mit einem verstärkten Achillessehnenschutz getragen werden.
Bei Achillessehnen-Beschwerden sollte auf Schuhe mit möglichst hoher Fersendämpfung geachtet werden. Der Fuß darf jedoch nicht im Schuh "schwimmen". Die Ferse muß eine gute Führung und einen festen Halt haben. Die Fersenkappe sollte fest mit der Sohle verbunden sein und nicht zu hoch hinaufreichen, um beim Abrollen nicht in das Gleitgewebe bzw. die Sehne zu drücken. Zudem dürfen die Schuhe nicht einseitig abgetreten oder ausgetreten sein.
Bei chronischer Reizung wird empfohlen, keine Sportschuhe zu tragen, deren Fersenbereich innen mit Kunststoff ausgekleidet ist. Setzt sich Schweiß auf der Haut ab, so wird er nicht - wie bei Leder - aufgesogen und kann zu einem zusätzlichen Reizfaktor werden. Ggf. den Fersenbereich vom Schuster mit Leder auskleiden lassen.
Besteht eine Schwäche der Wadenmuskulatur, sollte diese durch entsprechende Übungen trainiert werden.
Bei veränderter Fußstatik, bei Fußdeformitäten oder Blockierungen im Bereich der Sprunggelenke oder Fußwurzelgelenke sollte der Physiotherapeut den Fuß mit Hilfe manueller Therapie in einen bestmöglichen Zustand bringen. Danach sollten dem Fuß Einlagen durch einen orthopädischen Schuster angepaßt werden.
Tip:
Beim Sport sollten möglichst keine Socken, Strümpfe oder Stutzen aus reiner Synthetik getragen werden. Besser Materialien aus Baumwolle verwenden, die sich beim Waschen nicht verändern. Das Tragen von synthetischen Strümpfen und Stützen führt u.U. zu einer schädlichen thermischen Veränderung an der Haut, was vor allem bei Achillessehnen-Beschwerden Reizungen hervorrufen kann.